11.03.2024 Jasmin Schweizer
Ich singe - seit meiner Kindheit. Ich komponiere - seit einigen Jahren. Ich träume - seit ich denken kann. Ich lebe - aus Sicht meiner Kinder schon ziemlich lange.
Singen gehört zu meiner Persönlichkeit und ist dermassen ein Teil von mir, dass es für meine Familie und Freunde nichts Aussergewöhnliches ist. Dass ich vor wenigen Jahren angefangen habe zu komponieren, überraschte wohl eher – auch mich selbst. Nichtsdestotrotz mass ich dem anfangs nicht gross Bedeutung zu. Es tat mir gut, es musste sein, es kam einfach so aus mir heraus: Ein Hobby, ein Ausgleich, jeder braucht etwas für sein Seelenheil. Doch dann kamen diese verflixten Träume hinzu. Was wäre wenn…?
Ich lebe, eingebunden in den Alltag mit Verpflichtungen zwischen der damit einhergehenden Routine und der Intensität des Familienlebens, ein gutes, privilegiertes Leben. Warum etwas ändern? Kleine Träume lassen sich hier gut unterbringen. Aber was ist mit den grossen? Wo haben die denn Platz? Wieso gibt es die denn überhaupt noch?
Midlife crisis? Aufbruchstimmung jetzt da die Kinder keine Kinder mehr sind? Typisch für dieses Alter, nochmals über die Bücher zu gehen, dies kann ich in jedem Ratgeber lesen. Das Leben ist endlich und wird bewusst als kostbar wahrgenommen, wenn das Ende näher an der Lebensmitte ist als der Anfang. Egal an was man glaubt, Tatsache ist nun mal: Im Hier und Jetzt hat jeder nur dieses eine Leben, das es zu nutzen gilt.
Doch was, wenn diese grossen Träume schon immer vorhanden waren, ich sie verdrängt habe, weil mir der Mut gefehlt hatte das umzusetzen? Ich habe nicht an meine grossen Träume geglaubt und deshalb meine kleinen gut in mein bisheriges Leben integriert. Ein bisschen Glück ist mehr als gar nichts und hält den Zufriedenheitsmotor zumindest einige Zeit am Laufen. Sobald der Motor ins Stottern gerät, setze ich ein weiteres Träumchen um und der Motor läuft für eine gewisse Zeit wieder wie geschmiert. Es ist nicht schlecht, so zu handeln: bodenständig, realistisch. Kleine Träume für kleine Leute. Bis anhin lief es gut.
Doch was, wenn diese grossen Träume nicht vorbeiziehen, sondern an die Gehirnwände klopfen, just dann, wenn man entspannt daliegt und eigentlich an nichts als Schlaf denken möchte? Wenn man anfängt, das Gewohnte in Frage zu stellen? Ist dann der Zeitpunkt da aufzugeben oder nachzugeben? Den Sprung ins kalte Wasser zu wagen? Oder doch lieber nochmals einen kleinen Traum umzusetzen? Ein neuer Job (also mehr vom gleichen)? Einen Umbau oder eine Reise planen? Oder genügt doch einfach mal wieder ein Wellnesswochenende?
Darf man denn ab einem gewissen Alter noch grosse Träume haben oder ist das der Jugend vorbehalten? Wann ist man zu alt dafür?
Ich habe mittlerweile gemerkt, dass gewisse Träume im Kopf kein Verfallsdatum haben. Sie drängen an die Oberfläche, ob ich nun will oder nicht. Sie machen sich mit aller Kraft bemerkbar und je mehr ich dagegenhalte, desto stärker wehren sie sich. Irgendwann wird sich dies rächen, sei es körperlich oder seelisch. So weit will ich es nicht kommen lassen. Dieses eine Leben soll genutzt werden, denn es hat ein Verfallsdatum! Die Frage ist nur, ob mir genug Lebenszeit bleibt, meinen Traum umzusetzen. Der Countdown läuft!
Der Song DREAMWORLD handelt von einer Welt, wie ich sie mir wünsche.
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