29.03.2022, Jasmin Schweizer
Täglich treffen wir Entscheidungen. Was wir anziehen, was wir einkaufen, was wir essen, was wir in unserer Freizeit machen wollen und mit wem wir diese verbringen wollen. Unser Alltag ist gespickt mit Entscheidungen, die uns manchmal schwerer, manchmal leichter fallen, unser Leben aber nicht in dem Masse beeinträchtigen, als dass es um Leben und Tod gehen würde.
Doch es gibt auch Entscheidungen, wo es im übertragenen Sinn, um Leben und Tod geht. Bei Menschen wie mir, die sich in der glücklichen Lage befinden, in einem sicheren Land zu leben und sich diese Fragen stellen zu können.
Was fange ich mit meinem Leben an? Wohin soll mich mein Lebensweg führen? Wie merke ich, was ich wirklich will? Und lässt sich das auch verwirklichen?
Also fange ich dort an, wo die meisten Menschen in einem ähnlichen Umfeld anfangen. Ich lerne etwas Rechtes. Einen Beruf, womit man genug Einkommen hat, um ein Auskommen zu haben. Pragmatisch, unserem Wirtschaftssystem entsprechend, gliedere ich mich in den Strom der Arbeitnehmenden ein. Das passt zu mir, so bin ich aufgewachsen. Ich mache das, was alle machen. So habe ich das gelernt und so setze ich es um.
Ich schwimme mit dem Strom - jahrelang. Ich gehe den Weg, den die meisten gehen. Hie und da erlaube ich mir mal eine Abzweigung, probiere etwas Neues, bleibe aber der Richtung des eingeschlagenen Weges treu und finde mich nach einer Weile immer wieder auf demselben Weg wieder.
Bin das wirklich ich? Oder ist das die Person, die ich bin, weil andere sagen, dass ich so bin? So sein soll? Wie wäre es, einfach weiterzugehen und hie und da zur Abwechslung eine kleine Abzweigung zu nehmen? Nichts Aussergewöhnliches, nichts wo ich meinen einmal eingeschlagenen Weg hinterfragen müsste, nichts wo ich meine Komfortzone verlassen müsste.
Wie ist es doch viel einfacher, mich in die alltäglichen Entscheidungen, um Kleinigkeiten zu flüchten! Hier kann mir nichts passieren. Hier bin ich sicher, muss nichts wagen, kann nichts verlieren. Oder doch?!
Steckt ein System der Mächtigen dahinter, das uns alle in die alltäglichen Nichtigkeiten einlullt, so dass wir meinen, wir würden die wichtigen Entscheidungen treffen, dabei sind es nur Ablenkungen vom wahren, selbstbestimmen Leben? Sind all die vielen täglichen Möglichkeiten, bei welchen wir uns entscheiden, was wir essen, was wir anziehen, wie wir unsere Freizeit verbringen wollen dazu da, uns vorzugaukeln, wie wichtig und einzigartig unser Leben ist, während wir im gleichen unaufhaltsamen Strom von Geld verdienen und konsumieren, weiterhin an der Oberfläche des Daseins treiben? Wie bequem wäre es doch, an solch ein System zu glauben. Das Leben ist eben einfach so.
Doch etwas tief in meinem Innern lässt mich nicht geruhsam weitertreiben. Immer lauter wird die Stimme, die Einhalt gebietet. Ich höre sie aus der Tiefe meines Herzens, FROM THE BOTTOM OF MY HEART.
Es ist meine Entscheidung, was ich aus meinem Leben mache. Und ich allein trage die Verantwortung und die Konsequenzen, die sich daraus ergeben. So viel Freiheit! Das macht lebendig! ONLY WHEN I REMAIN TRUE TO MYSELF, I'M ALIVE!
Traue ich mir das zu? Woher nehme ich die Überzeugung, das für mich Richtige zu tun? An manchen Tagen fehlt mir der Mut. An anderen sage ich mir, es ist nur ein Spiel, alles halb so wild. Gut zu wissen, dass es nicht um Leben und Tod geht oder zumindest im übertragenen Sinn.
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