27.06.2022 Jasmin Schweizer
Zurück auf Feld eins. Vor Kurzem noch unvorstellbar, ist das eingetreten, was ich nur von Science-Fiction-Filmen kenne, die ich mir sowieso nicht anschauen will. Gespenstische Stille, menschenleere Strassen, unheimliche Ruhe. Die Welt, wie wir Menschen sie kennen, gibt es so nicht mehr.
Wir bleiben zuhause. Die einen ziehen sich zurück, kommen vor lauter Trägheit nicht mehr aus dem Bett geschweige denn in die Jogginghose, um sich auf dem Sofa zu fläzen, im besten Fall zu lesen, im weit häufigeren Fall, TV-Serien in Dauerschleife zu konsumieren. Andere organisieren sich um so emsiger: Backen, werkeln, misten aus, widmen sich Dingen, die sie schon immer tun wollten oder sollten.
Viel Zeit also, sich nicht nur zu überlegen, wohin uns diese Situation noch führen wird, sondern auch ganz konkret, wohin ich mein Lebensschiff steuern möchte.
Für mich nicht ganz einfach, den Optimismus nicht zu verlieren, ob all der Hiobsbotschaften, die man täglich hört und um die niemand herumzukommen scheint. Wie schafft es ein so kleines von blossem Augen nicht erkennbares Irgendwas, dem wir den Begriff Virus gegeben haben, unsere ganze Welt dermassen auf den Kopf zu stellen? Life's what it is. I'm down on my knees and beg for some ease.
Und was macht der Homo sapiens (wohlgemerkt: der weise Mensch)? Von Verleugnung über Verharmlosung bis hin zu Panik ist für alle etwas dabei. Jeder ist sich selbst der nächste, dieses Prinzip funktioniert nicht nur im kleinen Rahmen, sondern auch innerhalb der Weltgemeinschaft. Glücklich diejenigen, die in einem gut organisierten, wohlhabenden Land leben und eine Regierung ihr eigen nennen dürfen, die sich auf keine der oben erwähnten Seiten schlägt und die sich moderat, entschlossen und ernsthaft dieser Herausforderung stellt und das grosse Ganze nicht aus den Augen verliert.
Ich vertraue und funktioniere, im Wissen, dass der Ausnahmezustand irgendwann wieder vorbei ist. Demut und Ehrfurcht sind grosse Worte, die mir in den Sinn kommen. Demütig anerkenne ich, dass auch mein Handeln das Leben auf diesem Planeten beeinflusst und ich genauso zur aktuellen Situation beitrage, Stichwort Zoonose. Mir wird wieder einmal bewusst, dass wir Menschen nur ein kleiner Teil der Natur sind. Evolutionsgeschichtlich bevölkern wir diesen Planeten zwar erst eine kurze Zeit, von den negativen Auswirkungen her haben wir jedoch bereits einen riesigen Fussabdruck hinterlassen. Ehrfürchtig anerkenne ich, dass die Natur uns nicht braucht. Die Natur bewertet nicht zwischen gut und böse, fair und unfair. Die Natur ist. Mit oder ohne uns.
Was tun? Ich werde meinen Weg im Dschungel des mittlerweile ganz normalen Wahnsinns bestehend aus negativen Schlagzeilen, Abstandhalten, Maskentragen und Testenlassen finden. Ich richte mich ein, zwischen Bedauern darüber, dass es, in Bezug auf den Umgang, ein unbeschwertes Leben so wie vorher nicht mehr geben wird und der Zuversicht auf ein nachhaltigeres, bewussteres Leben nachher. I stumble on my life, oh that's just all. Please help me believe that I'll find my way.
Ich glaube, ich bin nicht die Einzige.
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